Europäischer Dachs (Meles meles)

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Allbekannt und kaum gesehen

Grimbart der Dachs, wie er in der Fabel heißt, führt ein beschauliches Leben.

Der mit weißen Ohrspitzen geschmückte größte hier lebende Marder verschläft gerne – mit dem Kopf zwischen den Beinen – im ausgepolsterten Kessel seiner Erdhöhle den Tag und geht erst in der Dämmerung auf Nahrungssuche. Um auch noch vier Monate Winterruhe halten zu können, muss er sich bis zum Herbst ein dickes Fettpolster zulegen, von dem er dann zehren kann.

Wegen der vorwiegend nächtlichen Lebensweise und seinen langen unterirdischen Aufenthalten wäre es ein Glücksfall, einem Dachs während eines Waldspaziergangs zu begegnen.

Nur an langen Sommerabenden und während der Paarungszeit im Juli / August sind die Fähe, so heißt das Weibchen, und der Rüde, das Männchen, auch bei Tageslicht zu sehen.

Der Dachs gräbt mit seinen langen Krallen an den Vorder-füßen und mit der starken Schnauze im Waldboden oder in heckenreichen Feldfluren einen wohnlichen und praktischen Bau, den er sehr sauber hält, und richtet außerhalb Aborte ein. Es gibt kleine Baue – wie z. B. im Mettker-Wäldchen in einer Fichtenschonung – mit nur wenigen Ein- und Ausgängen und nur einer Wohnkammer. Daneben findet man von vielen Dachs-Generationen geschaffene riesige Burganlagen, wie man eine am Lengener Meer vom Weg zum Hochstand aus sehen kann.  Dort haben die gesellig in Familiensippen lebenden Tiere eine Vielzahl bis zu fünf Meter tief reichende Wohnkessel sowie ein über hunderte von Metern reichendes Röhren-Labyrinth gegraben.

Jede Sippe hat ihren Bereich, der durch Duftmarken abgegrenzt ist. Auch Füchse werden in Dachsbauten geduldet.

Der Dachs sammelt zum Auspolstern seines Lagers trockenes Gras oder sonstiges Material, das er bündelweise entweder in den Gang hineinstößt, oder mit den Vorderarmen festhält und so in den Kessel einträgt, wobei er auf Ellbogen und Hinterfüssen rückwärts kriecht. Manchmal schiebt er nachts für kurze Zeit die Lagerpolster mit der Nase zum Lüften aus dem Bau heraus. Der Kessel ist für den Dachs Wohn- und Schlafraum. Hier kommen in Februar / März auch die zwei bis fünf Jungen zur Welt. Sie sind blind und mit einem dünnen weißen Haarkleid bedeckt. Nachdem sie etwa zwei Monate gesäugt wurden, sieht man die Welpen im Juli erstmals vor dem Bau in der Sonne spielen. Sie üben Bockspringen und schubsen sich gegenseitig. Manchmal spielen die Alten sogar mit. Doch bei der geringsten Störung verschwinden die vorsichtigen Tiere schnell in ihrem Bau und lassen sich lange nicht mehr sehen.

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Aus: Das Tierreich/Band 1 - Hamburg 1951

In dieser Zeit werden die Jungen schon zu kurzen Streifzügen mit auf die Felder genommen. Die Fähe bleibt mit ihren Jungen bis zum Herbst zusammen. Im zweiten Lebensjahr sind die Jungtiere vollkommen ausgewachsen. Einige der Nachkommen bleiben in der elterlichen Wohngemeinschaft und bauen dann Nebenkammern.

Die Tiere verständigen sich mit verschiedenen Lautäußerungen. Dachse können schnaufen, fauchen, keckern, murren und brummen. Ein kurzer Warnruf kann in ein Knurren oder Bellen übergehen. Die Stimmfühlungslaute sind leise, tiefe Kehltöne und der Schreckensruf ist ein gellendes Kreischen.

Der Dachs ist kein Jäger, der flüchtige Beutetiere verfolgt, sondern ein Sammler, der alles frisst, was er in seinem Revier findet. Seine Hauptnahrung sind Regenwürmer, er gräbt aber auch sehr geschickt Mäusenester aus, erbeutet Frösche, Schlangen und durchpflügt mit seiner rüsselförmigen Schnauze den lockeren Waldboden nach Kleintieren, Wurzeln, Knollen, verzehrt Beeren und Trauben sowie Feldfrüchte und labt sich am Honig der Hummeln.

Der Dachs tritt bei seinen oft großen Wanderungen mit der ganzen Sohle auf und gehört wie der Mensch und der Bär zu den Sohlengängern.

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Aus: Leitfaden Tierkunde/Schmeil - Heidelberg
 

Gewässer stellen für ihn kein Hindernis dar, schwimmend überquert er Flüsse und Gräben. Er nimmt auch gerne Schlammbäder, um Parasiten loszuwerden.

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Mehr als auf seine schwächere Sehkraft verläßt er sich auf seinen Hör- oder Geruchssinn. Seine Pfade und die Reviergrenzen stempelt er mit einem Drüsensekret aus seiner Afterdrüse. So kann er bei Dunkelheit entlang der Duftmarken seinen Bau sicher finden. Sein borstiges Fell ist auf dem Rücken und an den Seiten grau, der Kopf kontrastreich weiß und schwarz gestreift, Bauch und Beine sind schwarz gefärbt.

Der Körper des Dachses erscheint stromlinienförmig. Sein keilförmiger Kopf geht übergangslos in den bärenförmigen Rumpf über.

Die Dachs-Rüden sind etwas größer als die Fähen und erreichen 65 bis 100 cm Körperlänge sowie 30 cm Schulterhöhe und werden je nach Jahreszeit 10 – 25 kg schwer.

Dachse können bis zu 18 Jahre alt werden.

FD 12. Mai 2011