Tiere in Friesland und Wilhelmshaven

Anmutiges Rehwild

 

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Mit der edlen Körperform und anmutigen Bewegungen be-geistert das Reh seine Beobachter immer wieder. Der schön geformte Kopf des etwa 70 cm hohen Tieres wird von einem schlanken Hals getragen. Mit den großen, dunklen Augen sieht es nicht besonders gut. Rehe können Personen nur wahr-nehmen, wenn sie sich bewegen. Dagegen sind sie bei günstigem Wind in der Lage, mit der Nase einen Menschen schon auf 300 Meter zu wittern, und die großen beweglichen Lauscher fangen das geringste Geräusch auf. 

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Das Fell des Rehs ist im Sommer rotbraun und das dichtere Winterkleid erscheint graubraun oder dunkelbraun. Am hinteren Körper fällt ein leuchtend weißer Fleck auf, der Spiegel, woran sich die Tiere auch in der Dämmerung erkennen.

Ein besonders schönes Bild bietet Mutter Reh, die Ricke, mit ihrem Kind, dem Kitz.
 

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Im Mai kommen an einsamer Stelle, oft in hohem Gras, ein, meistens zwei, manchmal auch drei weiß gepunktete rotbraune Kälbchen zur Welt. Diese werden je nach Geschlecht Bock- oder Rickenkitz genannt. Bei Gefahr warnt die Mutter  ihre Kleinen mit einem Fieplaut oder mit Stampfen auf den Boden, wonach sich die Kitze fest an den Grund drücken. Bereits zwanzig Minuten nach ihrer Geburt machen sie die ersten Gehversuche. Auch nehmen sie am Ende der ersten Lebens-woche schon grüne Blättchen auf. Und in der dritten Woche beginnen sie mit dem Wiederkäuen. Bis September ergänzt noch Muttermilch ihre Nahrung.

Nach sechs Monaten wächst dem Bockkitz ein kleines Knopf-Gehörn, das im Februar wieder abfällt. Im zweiten Jahr bilden sich an dieser Stelle zwei Spieße. Beim nächsten Gehörn-wechsel im Herbst erhält jede Stange eine Nebensprosse. Der Bock ist nun zum Gabler geworden. In den Folgejahren entstehen an jeder Stange zwei Nebensprossen. Inzwischen ist das Tier, das in der Brunftzeit einzelgängerisch lebt, zum Sechserbock herangewachsen und kann sein Revier gegen Nebenbuhler verteidigen.

Das weibliche Reh wird schon im zweiten Jahr geschlechtsreif und heißt in der Jägersprache dann Schmalreh. Ab dem dritten Lebensjahr wird das Reh endgültig Ricke genannt. Die Hochzeit der Rehe, die Brunft, dauert von Mitte Juli bis Mitte August. Der Bock folgt dann der Ricke, die mit ihm kokettiert, indem sie ihm dauernd zu entfliehen sucht und dabei Fieplaute von sich gibt.

Nach der Brunftzeit leben Rehe in Sprüngen, das sind kleine Rudel. In den Abendstunden und am frühen Morgen ziehen Rehe auf gewohnten Wegen, den Wechseln, auf Wiesen und Felder um zu äsen, das heißt, um zu fressen. Sie ernähren sich auf Wiesen und Feldern von jungen Blattpflanzen und Saaten, im Wald von Eicheln, Knospen, Blättern und Jungtrieben aller Büsche und Bäume.

Sobald der wachende Bock etwas Bedrohliches wahrnimmt, bellt er: „bö bö bö“ und der Sprung Rehe verschwindet schnell im Unterholz.

Bei der Nahrungsaufnahme werden rasch größere Mengen Futter gefressen und im Vormagen, dem Pansen, aufgenommen. Im Schutz des Waldes oder eines hohen Fruchtfeldes wird die Nahrung wiedergekäut.Damit der Verbiss den nach-wachsenden Wald nicht zu sehr schädigt und der Schaden auf dem Feld nicht Überhand nimmt, wird der schnell anwachsende Rehbestand durch die Jagd konstant gehalten.

Mit seinen langen sehnigen Beinen kann das schlanke Reh  - ähnlich wie Gazellen – schnell laufen, und mit Leichtigkeit setzt es in weiten Sprüngen über breite Gräben, hohes Gebüsch und andere Hindernisse hinweg. 
 

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Die schmalen scharfrandigen Hufe hinterlassen im weichen Boden eine Spur, die erkennen lässt, dass Rehe zur Ordnung der Paarhufer gehören. Bei diesen Tieren haben sich die dritte und vierte Zehe zu huftragenden Zehen entwickelt. Während die erste Zehe fehlt, sind die zweite und fünfte Zehe als kleine Hinterzehen noch vorhanden. Ein großer Teil der anpassungsfähigen ursprünglichen Waldbewohner ist zu Feldrehen geworden, so dass zwischen Wald- und Feldrehen unterschieden wird. Feldrehe fühlen sich am sichersten, wenn sie das Gelände weit überblicken können.

Frieslands Weiden und Felder sind daher der ideale Lebensraum für Feldrehe.

FD 28. März 2011