Strandkrabbe (carcinus maenas)
Stielaugen im Schlick
„Sag’ mir, wo die Krebse
sind …“ möchte so mancher Beobachter
wissen, der heute den Südstrand von Wilhelmshaven mit dem aus
den 80er-Jahren vergleicht.
Damals
lagen nach der Flut stets Seesterne vor dem Deichfuß und der
Wattwanderer musste aufpassen, dass er keiner Strandkrabbe zu nahe kam,
denn die wehrhaften Tiere genossen bei Jung und Alt wegen ihrer Kneifer
großen Respekt. Beim Erkunden der Hohlräume zwischen
den Steinen der schrägen Uferbefestigung drohten sofort
erhobene Krebsscheren.
Heute sind hier keine Seesterne und kaum noch Strandkrabben zu Hause.
Dagegen
gehen dem Garnelen (Granat) –Fischer Hans-Georg Krey vom
Fischerdorf am Banter Seedeich noch viele Strandkrabben in die Reuse,
welche etwa 30 Meter vom Ufer entfernt im Priel steht.
Sobald
Hans-Georg Krey bei Ebbe die Strandkrabben aus der Reuse befreit,
flüchten die an der Küste als
„Dwarslöper“ (Querläufer)
benannten Tiere mit erhobenen Scheren seitwärts einige Meter
über den Wattboden und graben sich dann
rückwärts in den Schlick ein, so dass nur noch ihre
Stielaugen sichtbar sind. Da diese auf beweglichen Stielen stehen, kann
die Krabbe trotz ihres unbeweglichen Kopfes einen weiten Umkreis
überblicken. Neben den Augen befinden sich zwei
Fühlerpaare, mit denen der Krebs seine Umgebung abtastet.
Strandkrabben
gehören zu den Kurzschwanzkrebsen. Kopf und Brust sind zu
einem einheitlichen Kopfbruststück zusammengewachsen. Der
kurze Hinterleib ist unterseits gegen die Kopfbrust abgeklappt. Beim
Weibchen ist der Hinterleib oval und beim Männchen scharf
dreieckig. Der flache, bis 8 cm breite Rückenschild zeigt
seitlich der Augen je fünf Randzacken.
Strandkrabben
besitzen vier Paar Schreitbeine und ein Beinpaar mit Scheren. Mit der
großen Schere können feste Muscheln aufgebrochen
werden. Zur typischen Nahrung der Strandkrabbe gehören
Muscheln, Austern, Strandschnecken, Würmer, Kleinkrebse,
Fische, Algen und auch frisch gehäutete Artgenossen.
Wie
bei Insekten ist der Körper der Krabbe von einer festen
Hülle umgeben. Wächst das Tier, muss es von Zeit zu
Zeit seinen Panzer abwerfen. Da der neue, anfangs helle und weiche
Schutz das Tier völlig hilflos macht – es
heißt dann auch Butterkrebs – versteckt es sich,
bis der neue Panzer erhärtet ist.
Die
Strandkrabbe kann schwimmen und kommt bis zu einer Wassertiefe von 60
Metern vor. Sie lebt aber zumeist in der Gezeitenzone an den
Küsten.
Die
Strandkrabbe atmet zwar durch Kiemen, sie kann sich aber bis zu
zwölf Stunden auf dem Trocknen aufhalten, da die Kiementaschen
mit Wasser gefüllt sind.
Die
Paarung findet nur mit einem frisch gehäuteten Weibchen statt.
Um den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen und das Weibchen vor der
Begattung anderer Männchen zu schützen, schleppt das
Männchen es oft mehrere Tage vor der Häutung mit sich
herum. Das Weibchen trägt dann bis zu 200tausend befruchtete
Eier so lange an seiner Unterseite, bis die Larven
schlüpfen. Diese schweben frei im Wasser und durchlaufen
einige Entwicklungsstadien, ehe sie auf den Grund sinken.
Während
des Wachstums wechselt die Strandkrabbe ihre feste Hülle bis
zu 15 mal im Jahr. Abgerissene Gliedmaßen regenerieren sich
bei der nächsten Häutung. Jungtiere weisen
verschiedene Färbungen wie rot, schwarz oder weiß
auf.
Nachdem
die bei ausgewachsenen Tieren graugrüne, oliv bis rotbraune
Schale eine Breite von acht Zentimetern erreicht hat, findet keine
Häutung mehr statt. Die Lebensdauer beträgt 3-4 Jahre.
Die
Strandkrabbe ist die häufigste und eine wichtige Art in der
Nordsee und dient auch vor allem Vögeln als Nahrung.
Sie
benötigt salzhaltiges Wasser und ist an Meeresküsten
mit dieser Voraussetzung weltweit verbreitet.
FD 16. Sept. 2011